FAUST - Tragödie 71.

Das Thema Drogenmissbrauch im Spiegel einer Schülerzeitung

In der Schülerzeitung „EX“ (Jg. 1971) des Aufbaugymnasiums Petershagen fanden wir die folgende Adaption einer Textstelle aus der Tragödie Faust von Johann Wolfgang von Goethe. Wie wir meinen, ist dies ein spannendes Zeitdokument zum Thema Drogenmissbrauch, welches ebenso wie ein nachfolgender Textbeitrag (hier nicht abgedruckt) die kritische Auseinandersetzung der Schülerzeitungsredakteure mit dem Thema „Drogen“ dokumentiert. 

F A U S T – Tragödie 71 – (frei nach Goethe)

In einem Krankenzimmer

Ein Fixer, unruhig im Bette wälzend

 

Habe nun, ach Hasch

Opium und Morphium,

Und leider auch Heroin

Durchaus probiert mit heißem Bemühn‘,

Da lieg ich nun, ich armer Thor,

Und vegetier, wie nie zuvor.

Heiße Hascher, heiße Fixer gar,

Und ziehe schon an die zehn Jahr.

Tagaus, tagein,

Führt mich der Rausch an der Nase herum.

Und sehe jetzt zu meinem Erschrecken,

Daß andere genauso wie ich verrecken.

Und sich nach dem Zeug die Hacken abrennen –

Das will mir schier das Herz verbrennen!

Einst fühlt ich mich gescheiter als all die Pfaffen,

Doktoren, Eltern, Professoren und Schlaffen.

Mich plagten weder Skrupel noch Zweifel,

Und fürcht mich weder vor Tod noch Teufel.

Und heute – ja heute ist mir alle Freud entrissen,

Sieche dahin mit Gewissensbissen.

Bild mir nichts mehr ein, ich könnte was lehren,

Oder gar andere bessern und bekehren.

Auch habe ich weder Geld noch Mut,

Noch Hoffnung auf irgendein Gut.

Es könnte kein Hund so länger leben,

Drum hab ich mich meinem Schicksal ergeben.

Nur ein einziger Trost ist mir geblieben,

Es werden noch viele dem Rauschgift erliegen,

Und höhnisch ruf ich denen zu:

Warte nur, Fixer, bald krepierst auch Du !!!