Wer als Vorbild dieser Schülerband fungierte, lässt sich unschwer erkennen. Band "Navajos", Castrop-Rauxel, um 1965. (Foto: Helmut Orwat)

"Theodor, seinen Worten lauschet jedes Ohr“.

Beatlessong liefert Melodie für Schülerkritik

Ein Blick in die Bravo oder in Schülerzeitungen aus den 1960er und 70er-Jahren zeigt: Musik war ein wichtiges Thema für die Heranwachsenden. Um Inspirationen zu sammeln, wie man dieses Thema museal umsetzen könnte, haben wir in den letzten Wochen  Kontakt zum Rock’n’Pop Museum Gronau hergestellt und uns in der Dauerausstellung umgesehen. Es ist interessant zu sehen, wie ein akustisches Phänomen  ausgestellt  und auf welches Weise es  den BesucherInnen zugänglich gemacht wird: Musik sind nicht nur Töne, Musik erzählt Geschichten. Visuelle Darstellungsmöglichkeiten sind durch Instrumente, Abspielgeräte, Filmaufnahmen, Kleidungsstile, Plakate und vieles weiteres gegeben. Auch die MusikerInnen  können durch ihre persönlichen Geschichten einen Zugang zum Thema schaffen. Darüber hinaus gibt es in Ausstellungen auch auditive und audiovisuelle Darstellungen in Form von Hörstationen und Filmausschnitte.

Der Themenbereich Musik begegnet uns im Kontext der ‘68 Bewegung nicht nur in der Literatur, sondern kommt auch in diversen Zeitzeugeninterviews zur Sprache: Die einen berichteten davon, dass sie selbst in einer Band Musik gemacht haben, andere haben Musik in Form von Schallplatten oder als Konzertbesucher konsumiert. Viele Jugendliche machten in den 60er-Jahren die Erfahrung, dass Musik durchaus auch provozieren konnte. Die Songs, die sie mochten und zu Hause – zugegebenermaßen manchmal überlaut – abspielten, wurden von ihren Eltern als „Hottentotten-Musik“ abgetan. Wie diese Bezeichnung andeutet, lehnten die Erwachsenen vor allem das Wilde und Ungezügelte der Beat- und Rocksongs ab.

Musik konnte aber auch in anderer Weise provozieren. Von einem Zeitzeugen haben wir einen auf die Melodie eines Beatles-Songs (Yesterday) gedichteten Protest gegen den fachfremd erteilten Mathematikunterricht eines Lehrers erhalten. Ein spannendes Zeitdokument, das zeigt, dass der Protest der Schülerinnen und Schüler teils durchaus begründet war:

„Keiner unser Lehrer ist so gut wie er in Biologie,

aber Mathematik war seine starke Seite nie.

Theodor, deshalb kommt es uns sehr spanisch vor,

daß man ihn für dieses Fach erkor.

Oh lieber, guter Theodor.“

 

Julia Möhlmann