Lese- und Ausstellungstipps in der neuen Rubik 'Gelesen und gesehen' .
Studentenproteste als Titelthema in der neuesten Westfalenspiegelausgabe
Vor wenigen Tagen ist Heft 5 des Westfalenspiegels erschienen. Titelthema dieser Ausgabe des Kulturmagazins ist „1968. Pop, Protest, Politisierung“, wobei Chefredakteurin Klaudia Sluka im Editorial zu Recht darauf hinweist, dass eine eindeutige Antwort auf die Frage, wofür 1968 eigentlich steht, nach wie vor aussteht. Immerhin lässt sich sagen – so der Historiker Thomas Großbölting im Interview mit Martin Zehren, – dass wir es mit einem „großen Bruch“ zu tun haben, der das politische und gesellschaftliche Klima in der Bundesrepublik grundlegend verändert hat und dessen Potential in der Folgezeit auch und gerade in der Provinz spürbar war.
Neben dem Interview bietet das Heft eine sehr erhellende Zusammenschau der globalen, westdeutschen und westfälischen Ereignisse des Jahres 1968 von Volker Jakob, die zeigt, dass auch in Westfalen ideenreich protestiert und provoziert wurde. Weniger Münster als vielmehr die neu gegründeten Universitäten in Bochum (1962), Bielefeld (1969) und Siegen (1972) erwiesen sich als Zentren des studentischen Protestes.
Ein Beitrag über die bis zum 28. Januar 2018 zu sehende Sonderausstellung im Literaturmuseum Haus Nottbeck, die den literarischen Niederschlag der 68er-Bewegung in der westfälischen Literatur thematisiert sowie eine Zusammenschau von Projekten, Büchern und Ausstellungen runden die 16 Themenseiten ab, die nicht zuletzt auch durch eine gelungene Auswahl an Fotografien und Abbildungen glänzen.
Wenn die Rückschau auf 50 Jahre 68er-Proteste in Westfalen nicht bereits mit der Ausstellung „We want to make a revolution – der Herforder Jaguar Club“ (Literaturmuseum Haus Nottbeck) eingeläutet worden wäre, könnte man diese Westfalenspiegelausgabe als Startschuss für zahlreiche thematische Beiträge zum Themenkomplex 1968 nehmen. In jedem Fall haben die Westfalenspiegelredakteure die Vorfreude auf das, was das kommende Jahr zum Thema zu bieten hat, beträchtlich erhöht.
Christiane Cantauw