Wer hat noch Schülerzeitungen aus den 1960er und 70er Jahren? Dokumentations- und Ausstellungsmacher freuen sich über Leihgaben

Ausstellungsmacher erhalten Schülerzeitungen aus den 60er und 70er Jahren.

Weitere Leihgaben sind gefragt

„Vor nicht allzu langer Zeit haben wir von einem privaten Sammler eine beträchtliche Anzahl an Schülerzeitung erhalten. Das ist ein toller Quellenfundus, der gar nicht genug gewürdigt werden kann“, freut sich Christiane Cantauw von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, die mit Studierenden der WWU-Münster eine Ausstellung zum Themen Schülerproteste in den 68ern vorbereitet.

Die Schülerzeitungen heißen ‚Das Echo‘, ‚WIR‘, ‚Ex‘ oder ‚Rotkehlchen‘ und werfen ein interessantes Schlaglicht auf die Schulkultur an der jeweiligen Schule.

Beim Durchblättern der einzelnen Schülerzeitungsexemplare fällt durchaus auf, dass die Redakteure es sich nicht leicht gemacht haben. Sie wollten ihren Mitschülerinnen und Mitschülern eine vielseitige Zeitung bieten, die ihnen auch Angebote zur Partizipation machte. Die nötigen Finanzmittel wurden über Werbeanzeigen der örtlichen Geschäftsleute und über den (meist geringen) Verkaufspreis zusammengetragen. Insgesamt ist ein deutliches Bemühen um eine ansprechende Aufmachung von Titel und Inhalt festzustellen. Inhaltlich geht es vielfach um Schulthemen (Bekanntgabe der Namen der Abiturienten, Schulsport, Klassenfahrten, Berichte von Austauschschülern, Vorstellung neuer Lehrer, Stilblüten von Schülern etc.), aber durchaus auch um Politik, Jugendkultur (Musik, Sexualität, Kleidung, Drogen) oder Religion. Vielfach wurden auch Bücher vorgestellt, Witze kolportiert oder z.B. chemische Experimente beschrieben, die mit einfachen Mitteln zuhause durchgeführt werden können.

„Die Schülerzeitungen warben meist sehr offensiv um mehr Mitarbeit und boten auch Raum für erste literarische Versuche wie Kurzgeschichten oder Gedichte“, schildert Christiane Cantauw. „Auch sprachlich dokumentieren sie sehr deutlich, wo sich ihre Redakteure – und auch Leser – verorteten. Wenn das nicht übereinstimmte, dann wurde teils auch harsche Kritik geäußert und z.B. danach gefragt, warum ein literarischer Beitrag, den der Leserbriefschreiber als ‚sentimental und kitschig‘ empfand, abgedruckt worden war.“

„Insgesamt kann ein solcher Quellenfundus gar nicht groß genug sein. Wer also noch Schülerzeitungen aus den 1960er und 1970er Jahren besitzt, ist herzlich eingeladen, sie dem Forscherteam zur Auswertung zur Verfügung zu stellen. Wir freuen uns über jede Erweiterung unserer Quellenbasis!“, betont Christiane Cantauw.