Die Zeitzeugen animierten die Schülerinnen und Schüler der Karl-Raveh-Gesamtschule auch zum Musikmachen´(Foto: Doris Eulenstein)

Zeitzeugen erzählen Schülerinnen und Schülern vom Schulalltag in den 1960er-Jahren

„Im Grunde sind es nur 50 Jahre, die zwischen dem Schulalltag von heute und dem von Hans Sohns und Siegfried Laffin liegen. Dass sich in dieser Zeitspanne teils Grundlegendes verändert hat, auf der emotionalen Ebene aber durchaus auch ähnliche Erfahrungen gemacht wurden, war für die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse neu“, sind sich Doris Eulenstein und Anke Fisera, Lehrerinnen an der Karla-Raveh-Gesamtschule in Lemgo, einig.  

Um die 43 Jugendlichen, die sich für das Wahlpflichtfach Darstellen und Gestalten entschieden haben, an das Thema „#mehralsdagegen. 68, was hat das mit mir zu tun?“ heranzuführen, haben die beiden Lehrerinnen zwei Zeitzeugen eingeladen, die sehr persönliche Geschichten aus ihrer Schulzeit erzählten und darüber mit den Schülerinnen und Schülern schnell ins Gespräch kamen.

Anders als Filme oder das Internet, die zuvor zu Rate gezogen worden waren, schlugen die Erzählungen von gewalttätigen Lehrern, die mit Schlüsselbunden um sich warfen, von gewaltsamer „Umerziehung“ auf das Schreiben mit der rechten Hand, von Alt-Nazis im Lehrerkollegium und von Ausbruchsversuchen über die Musik die Zuhörerinnen und Zuhörer sofort in den Bann.

Mit dem lippischen Jungen Hans Sohns, der so gern Gitarre spielen wollte und zu seinem großen Glück irgendwann entdeckte, dass er die Gitarre als Linkshänder anders herum halten musste, konnte sich das jugendliche Publikum sehr gut identifizieren. 

Vor allem über das Thema „Angst in der Schule“ ergab sich mit den beiden Zeitzeugen ein lebhafter Erfahrungsaustausch, bei dem auch die Schülerinnen und Schüler zu Wort kamen.

Hans Sohns und Siegfried Laffin erzählten übereinstimmend, dass Musik ihnen damals die Chance geboten hatte, mit dem Druck und der Angst fertig zu werden und sich eine eigene Welt zu erschaffen. Wie sich das anfühlt, haben die Schülerinnen und Schüler dann am eigenen Leib erfahren können, denn ihre Kurslehrerinnen hatten 15 Gitarren organisiert, mit denen sie teils erste musikalische Gehversuche unternehmen durften. „Es war sehr schön zu erleben, wie schnell die Musik ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt hat. Auch wenn nur drei Schüler überhaupt schon mal etwas von den Beatles gehört hatten, so bekamen doch alle über die besondere Musik dieser Band und die Erzählungen der Zeitzeugen ein sehr viel besseres Gefühl für die 60er Jahre“, berichten Doris Eulenstein und Anke Fisera.   

Christiane Cantauw